The Morningstar Strain 2: Thunder and Ashes (Roman)

Thunder and Ashes CoverTeil 2 der Morningstar Saga von Z. A. Recht

Verlag: Permuted Press

Umfang: 297 Seiten (Paperback)

Erscheinungsjahr: 2008

„Thunder and Ashes“ ist der zweiteTeil der Morningstar-Saga und die unmittelbare Fortsetzung von Plague of the Dead. Das Buch beginnt nahtlos dort, wo der Vorgänger endet; Kenntnisse über die Vorgänge im ersten Band sind zwingend notwendig, da das Buch kein „Standalone“ ist.

Ebenso empfehle ich, meine Review des ersten Teils zu lesen, sofern bislang noch nicht geschehen, da ich mich nicht unnötig wiederholen möchte (zum Beispiel über die Ursache der Zombifizierung und die Vorgeschichte) – vielmehr möchte ich auf die in der vergangenen Review geäußerten Kritikpunkte eingehen und berichten, wie der Autor sich in der 2008 erschienen Fortsetzung schlägt und wie er die Handlung weiter vorantreibt…

Inhalt

Die bunt zusammengewürfelte und in der Zwischenzeit stark geschrumpfte Gruppe um General Sherman, seine verbliebenen 3 Soldaten, den Pressefotografen Denton, die Rot-Kreuz-Helferin Rebecca und den afrikanischen Fluglotsen Mbutu ist weiterhin auf dem Weg nach Omaha, Nebraska, um dort in einem super-streng-geheimen-Top-Secret-Forschungslabor mit der einzig überlebenden Militärwissenschaftlerin und zufälligen Morningstar-Expertin Demilio zusammenzutreffen, die den irrwitzigen Plan hegt, vielleicht einen Impfstoff gegen den Killervirus zu entwickeln. So hanebüchen, so gut.

Eine Straßensperre bedeutet selten etwas Gutes....

Eine Straßensperre bedeutet selten etwas Gutes....

Der Weg der Gruppe durch die Weiten von Kansas wird jäh durch eine Straßensperre gestoppt – eine Gruppe organisierter Banditen überfällt sie und verlangt die Herausgabe aller Vorräte und Waffen. Nach einem Feuergefecht können sich die Überlebenden in eine Siedlung retten, in der eine gut organisierte kleine Gemeinschaft versucht, den Alltag zu organisieren. Von der Interaktion der Gruppe mit den Einheimischen und den Banditen handelt ein Großteil des Buches; die Geschichte ist trotz ihrer logischen Schwächen ganz spannend erzählt, so daß ich an dieser Stelle keine weiteren Details verrate.

Anna Demilio, die Nachrichtensprecherin und der NSA-Agent Mason sind ihrerseits noch immer auf der Flucht aus Washington in Richtung Omaha, verfolgt von den finsteren Mächten der NSA, und schließen sich mit drei Studenten zusammen, die – von der Aussicht auf einen Impfstoff sehr angeregt – anbieten, die drei mit dem Auto nach Omaha zu fahren.

Schließlich gibt es noch die Besatzung des Navy-Schiffes USS Ramage, die Monate zuvor Sherman und seine Gruppe an der Westküste der USA abgesetzt hatte. Mit der Einsicht, daß die Armee und das Land nicht mehr existieren, beschließt nun auch die Besatzung des Schiffs, an Land zu gehen und Shermans Spuren zu folgen.

Nach etlichen Hindernissen und Ereignissen erreichen sowohl Demilios als auch Shermans Gruppen die Forschungseinrichtung… allerdings laufen die Dinge nicht ganz so, wie geplant…

The Good

Ob die Zombies dieses Mal bluten und stinken dürfen?

Ob die Zombies dieses Mal bluten und stinken dürfen?

Unglaublich, aber wahr – aber ich habe zu „Thunder and Ashes“ tatsächlich auch etwas Gutes zu sagen. Zumindest für die ersten paar Seiten scheint der Autor meinen Wunsch nach Beschreibungen beherzigt zu haben. Tatsächlich findet sich im ersten Kapitel die detaillierte Beschreibung einiger Zombies, die fast einen Touch in Richtung „Gore“ bietet. Wir erinnern uns – der Vorgänger zeichnete sich vor allem durch seinen Mangel an Beschreibungen aus, sowohl der gesichtslosen Hauptcharaktere als auch der Zombies. Insofern war ich vom ersten Kapitel des Nachfolgers angenehm überrascht und dachte mir:  „Oh – sollte der Nachfolgeband nun endlich geschrieben sein, wie man es von einem ordentlichen Zombieroman erwarten kann?„. Ja, es findet sogar ein wenig Geruch statt!

Leider ist das Vergnügen nur von kurzer Dauer; offenbar von der Fülle seiner eigenen Hauptpersonen und den drei Handlungssträngen überfordert, verfällt Recht schon nach kürzester Zeit wieder in den alten Trott – viel Action in eigentlich recht peppigen Actionszenen, aber leider wie auch schon im Vorgänger absolut zweidimensionale Figuren. Schade!

Denn der Soldat Stiles, der die Hauptperson des ersten, gore-angehauchten Kapitels ist, bekam tatsächlich ein bißchen Leben verliehen und ich begann, mich für sein Schicksal persönlich zu interessieren; etwas, das ich im Vorgänger ja schmerzlich vermißt habe, wo dem Leser aufgrund der stereotypen und austauschbaren Charaktere so gut wie keine Chance zur Identifikation geboten wird.Umso schlimmer ist die Erkenntnis, daß beide Bücher richtig gut hätten werden können, da der Autor durchaus ansatzweise interessante Figuren schreiben kann – ein Lektor oder gutmeinender Freund hätte ihm da sicher ein paar Tipps geben können, wie ihm das auch mit den anderen Hauptpersonen gelingt. Es fehlen ja wirklich nur ein paar Details, Beschreibungen, Charakterisierungen, und das hätte schon eine Menge ausgemacht. Naja, er schreibt ja gerade den dritten Teil… die Hoffnung stirbt zuletzt…

Wie der Leser im Absatz „Ugly“ sehen wird, scheint es so zu sein, daß Recht mit seinen eigenen Hauptpersonen und deren Charakterisierungen schlicht und einfach überfordert zu sein scheint und sie selbst nicht so richtig auseinander halten kann… doch dazu später mehr…

Auch wieder mit dabei: die bösen, gesichtslosen Men in Black der NSA

Auch wieder mit dabei: die bösen, gesichtslosen Men in Black der NSA

Was gibt es noch unter „The Good“ zu vermelden? Die zweieinhalb Handlungsstränge, die Recht in diesem Buch entwickelt, sind ganz interessant. Die Abenteuer der Gruppe um General Sherman in Abraham, Kansas, die der Bevölkerung des Ortes gegen die Banditen helfen, sind von der Handlung her gut erdacht und halten den Leser bei der Stange, da tatsächlich ein gewisses Interesse aufkeimt, zu erfahren, wie es ausgeht.

Die Story um die Schiffsbesatzung findet nur in zwei lausigen Kapiteln statt, so daß ich bis zum Ende dachte, er hätte die Geschichte vollkommen vergessen – so ähnlich, wie die Super-Duper-Kanone auf den Philippinen, die der Autor im vorherigen Band episch einführt und vorstellt, nur damit sie im folgenden nie wieder Erwähnung findet. Tatsächlich drängt sich aber nun der Eindruck auf, daß er die Schiffs-Story nur als Mittel zum Zweck hineingeschrieben hat, um einen grundlegenden Punkt in die Handlung zu bringen, der mir nach relativ kurzer Zeit bereits klar war. Daß er diese „Pointe“ dann im letzten Kapitel dann als Überraschung des Jahres feiert, fand ich dann auch nicht mehr sonderlich vom Stuhl reißend, dafür war es seit der zweiten Hälfte des Buch es  viel zu offensichtlich, worauf die Geschichte hinausläuft.

Ich bin aber noch bei „the good“. Die Handlung ist nett ausgedacht und die Actionszenen, insbesondere, wo viel geballert wird und Charakterstudien nicht notwendig sind, sind nach wie vor spannend und rasant geschrieben. Hier scheint tatsächlich Rechts Stärke zu liegen. Schade, daß ein Buch nicht von der Action allein getragen werden kann; zumindest ich möchte mit den Personen, die dort in die Gefechte verwickelt sind, mitfühlen, mitleiden und mich in sie hineinversetzen können. Das ist leider schwierig bei den dahergelaufenen Leuten, die außer einem Nachnamen und ein paar markigen Sprüchen eigentlich sonst nicht viel über sich offenbaren.

Okay, ein gut geschriebenes erstes Kapitel mit Ansätzen dessen, was aus dem Buch hätte werden können, eine spannende (wenn auch hanebüchene) Handlung, die ganz interessant ist, wenn man das logische Denken ausschaltet, und ein bißchen Blut und Geruch. Nicht schlecht für den Anfang. Da geht noch was im nächsten Buch, Z. A. Recht!

The Bad

Tja… und leider muß ich mich wiederholen. Vom ersten Kapitel einmal abgesehen, hat der Autor in den zwei Jahren zwischen Teil 1 und Teil 2 keine Nachhilfestunden in Sachen Schriftstellerei genommen und offenbar immer noch keinen Lektor gefunden. Ich habe den Verdacht, daß ausschließlich seine Freunde das Manuskript lesen (genau die, die auch die wenigen 5-Sterne-Reviews bei amazon.com geschrieben haben), und ihm dauerhaft bestätigen, wie hip und cool seine Figuren sind. Zu viel fällt extrem negativ ins Gewicht, wenn man das Buch als neutrale Person unvoreingenommen liest und einfach nur erwartet, von einem postapokalyptischen Zombieroman unterhalten und gethrillt zu werden.

Eine typische Hauptperson in "Thunder and Ashes"

Eine typische Hauptperson in "Thunder and Ashes"

Ich habe es bereits angedeutet; im zweiten Teil bekommt keiner der Charaktere aus Buch 1 mehr Tiefe verliehen, nach wie vor sind es stereotype Figuren („Der grauhaarige General“, „das Großmaul“, „der Mürrische“, „die Helferin“, „der namenlose Soldat“, „der sich selbst relativ cool findende Scharfschütze“), über die wir kaum mehr wissen als ihren Nachnamen. Recht macht sich nicht einmal die Mühe, sie ab und zu beim Vornamen oder anderen Bezeichnungen zu nennen und das verstärkt das Gefühl der Distanz zu den Charakteren leider noch mehr.

Die Erzählperspektive ist meistens neutral-distanziert, man erhält kaum Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt eines Charakters, und die extrem begrenzten Beschreibungen (vom Fotografen Denton erfährt man zum Beispiel nur, daß er Kanadier ist und eine Sonnenbrille trägt, wey hey!) sowie ihr ebenso stereotypes Verhalten und die teilweise ziemlich klischeehaften Unterhaltungen sorgen auch in „Thunder and Ashes“ dafür, daß einem kein Charakter so richtig ans Herz wachsen will. Man fiebert mit niemandem so richtig mit und wenn einer von ihnen sterben würde (oder stirbt), ist es für den Leser nicht wirklich ergreifend. Und das ist in einem Roman fatal!

Recht ist mit der Anzahl von Hauptpersonen, die er einbringt, definitiv überfordert; ein paar weniger und dafür besser charakterisiert hätten dem Buch nicht geschadet; so verfolgen wir das Schicksal einer Gruppe von „irgendwelchen Leuten„. Lediglich die Tatsache, daß ich nun schon fast 500 Seiten über ihr Schicksal gelesen habe, erweckt in mir das pseudomäßige Gefühl, ich würde diese Charaktere kennen; tatsächlich ist nicht ein einziger dabei, von dem ich sagen würde: „Yep, dieses Schicksal interessiert mich und ich hoffe, daß diese Person in dem Buch nicht ums Leben kommt!“.

Bei anderen Büchern zittert man Seite um Seite, wenn die Protagonisten in schwierigen Situationen sind und mehr als einmal war ich schockiert, wenn eine Hauptperson unvermittelt aus dem Buch gerissen wurde, aber dieses Gefühl geht mir bei den Morningstar-Büchern leider völlig ab. Und ich habe mich wirklich redlich bemüht, die Bücher zu mögen und mit jeder Person warm zu werden und über sie zu sinnieren. Doch es wird einfach zu wenig Substanz geboten, um diese Identifikation und das Mitleiden zu erwecken.

Ein weiterer Schwachpunkt ist nach wie vor die mangelhafte Logik der Handlung. Wie ich bereits zum Vorgänger schrieb, erwarte ich in einem Zombieroman ja nicht immer messerscharfe und wissenschaftlich fundierte Logik, zum Beispiel in Sachen Zombifizierung, und ich bin auch tolerant, wenn Hauptpersonen sich in einer Extremsituation auch mal komisch benehmen. Leider hapert es aber in „Thunder and Ashes“ wieder einmal an ziemlich grundlegenden Punkten, die in jedem anderen Buch, in jedem anderen Genre ebenfalls vorkommen könnten und deshalb nicht den „Zombie-Bonus“ erwarten dürfen. Es sind absolut banale Dinge, bei denen ich mir wieder einmal vor die Stirn schlage oder zumindest kritisch eine Augenbraue in die Höhe ziehe.

"Genau über diesen amerikanischen Kartoffelacker werden sie kommen... ich weiß es..."

"Genau über diesen amerikanischen Kartoffelacker werden sie kommen... ich weiß es..."

Da ist zum Beispiel die Geschichte um Mason und Demilio, die von dem bösen NSA-Mann Sawyer und seinen Recken verfolgt werden. Durch eine Datenpanne im letzten Buch weiß Sawyer, daß die Gruppe auf dem Weg nach Omaha ist. Er hat nun den finsteren Plan gefaßt, die Flüchtigen vorher abzufangen (persönlich, natürlich). Während man sich im Vorgänger-Buch schon mit zwei Autos aus den Augen verlor, wenn der eine schneller um die Ecke bog als der andere, und Stunden brauchte, um sich in einem winzigen Dorf wiederzufinden, ist Sawyer da viel raffinierter!

Mason ist nun seit Monaten (!) unterwegs, doch Sawyer liegt mit einem Gewehr versteckt an einer Brücke, von der er weiß, daß Mason sie überschreiten wird, um nach Omaha zu gelangen. Irgendwo außerhalb von Washington, tief im Nichts der amerikanischen Weite. Und, wie es der Zufall so will, kommt Mason auch genau in dem Moment vorbei, wo Sawyer auch dort liegt – nicht schlecht bei einer Strecke von Tausenden von Meilen, die man nach Omaha zurücklegen wird, und bei einem Zeitfenster von mehreren Monaten! Offenbar braucht Sawyer keinen Schlaf und ist telepathisch mit Mason verbunden, so daß er weiß, welche der gefühlten 10.000 Routen durch die USA sein ehemaliger Kollege nehmen wird.

Prompt wittert Mason natürlich die Falle und meidet die Brücke, stattdessen geht er drum herum durch ein Städtchen. Wow! Super Manöver! Wie lange wird Sawyer dort liegenbleiben und vergeblich auf Mason warten? Wann wird Sawyer einsehen, daß Mason entweder a). vor 17 Tagen durchgekommen ist oder b). vielleicht doch eine andere Straße genommen hat? Viele Wege führen von Washington nach Omaha…

Diesen 1-Mann-Hinterhalt jedenfalls fand ich extrem hirnrissig. Wie Recht in dem Buch den Kapitän des Schiffs selbst feststellen läßt: „The continental United States was massive, and there were hundreds of routes Sherman could have taken to get to Omaha.“ Für Mason und Demilio scheint das nicht zu gelten; aus Washington gibt es offenbar nur eine Straße mit Brücke und eine Stadt zum Drum-Herumgehen nach Nebraska.

Natürlich gibt es auch ein paar weitere Merkwürdigkeiten in der Geschichte, zum Beispiel die Tatsache, daß Mason – der ein super-erfahrener-Mega-Geheimagent der Regierung war und genau weiß, daß er verfolgt und im ganzen Land gesucht wird -, den drei ersten Hansels, denen er begegnet, offenherzig erzählt: „Hi, ich bin Mason von der NSA, das hier ist Anna Demilio, die Expertin für Morningstar, und Julie Ortiz vom Fernsehen. Wir sind top secret unterwegs zu einer geheimen Forschungsbasis, von deren Existenz niemand weiß.“ Er konnte nicht wissen, daß die drei Studenten, denen er so offenherzig sein Geheimnis erzählt, die Story toll finden würden und sich mit ihnen zusammenschließen – genauso gut hätten sich ihre Weg trennen könne, die Studenten hätten NSA-Mitarbeiter sein können (Amerika ist bisweilen ja recht klein in diesen Büchern, genau wie Afrika) oder die Studenten hätten sich als Straßenräuber herausstellen können.

An Masons Stelle hätten die drei sich als „John Smith, Mary Taylor und Marie Hopkins aus Wisconsin auf der Suche nach der Großmutter“ vorstellen sollen. Ich denke nicht, daß ein NSA-Agent und eine Top-Secret-Militärwissenschaftlerin mit höchstem Clearance-Level herumlaufen und jedem dahergelaufenen abgerissenen Typen erzählen, wer sie sind und was sie planen. Ich fand das extrem vertrauensselig, insbesondere, da Mason ansonsten als der super-scharfe, übervorsichtlige Hund mit dem sechsten Sinn beschrieben wird.

Was braucht man mehr als Dr. Demilio und ein Level 4-Hochsicherheitslabor?

Was braucht man mehr als Dr. Demilio und ein Level 4-Hochsicherheitslabor?

Sehr banane ist natürlich auch die Grundidee der Geschichte, daß Demilio – vollkommen ohne qualifiziertes Personal, Staff und Assistenten – im Alleingang in der Forschungseinrichtung mal eben einen Impfstoff gegen den gefährlichsten Killervirus aller Zeiten entwickeln wird.

Erst einmal ist es ohnehin ein Glücksfall, wenn man mal einen Impfstoff gegen ein Virus findet (man denke nur an die vergebliche Suche eines Mittels gegen Aids, Ebola, Lassa, Hanta…) und wenn, dann ist es unglaublich aufwendig und ein milliardenschweres Forschungsprojekt (siehe die Grippeimpfung, die jedes Jahr neu entwickelt werden und an den aktuellen Virus angepaßt werden muß). Eine hyper-duper-super-Wissenschaftlerin will das also mal eben „on the fly“ machen, ganz alleine, in einem schnuckeligen Labor.

Selbst Stromversorgung und medizinisches Equipment einmal vorausgesetzt, scheint mir dieser Plan mehr als abenteuerlich zu sein und ihre Schätzungen der Erfolgsquote von 1-10% doch extrem optimistisch. Naja, okay, das Schicksal wird natürlich auch noch mithelfen, das wird schon in der ersten Hälfte des Buches ziemlich offensichtlich und leider ebenso durchschaubar. Hirnverbrannt ist der Plan trotzdem. Andererseits, die Welt ist zerstört und man hat ohnehin nichts besseres zu tun. Da kann man sich natürlich auch dumm in ein Gebäude setzen und Däumchen drehen, während Frau Doktor Zellkulturen studiert. Daß dabei nichts gescheites herauskommt, sah man ja schon im Romero-Film „Day of the Dead„.

Der Kapitän geht mit seinem Schiff unter. Gerne auch mal am Ufer. Vor Anker. Und ohne Untergang.

Der Kapitän geht mit seinem Schiff unter. Gerne auch mal am Ufer. Vor Anker. Und ohne Untergang.

Auch sehr sinnfrei: Der Kapitän der USS Rampage, der sein Schiff nicht mit dem Rest der Crew verläßt, sondern heroisch darauf sitzen bleibt bis ans Ende seiner Tage – vollkommen witzlos, angelegt am Ufer herumzudümpeln. Wenn er wenigstens mit seinem Schiff untergehen würde, könnte ich das ja noch verstehen, aber jetzt ist sein markiges „ein Kapitän verläßt sein Schiff nicht“ eher merkwürdig und man fragt sich, was der gute Mann uns damit sagen will. Jedenfalls erntet er beim Leser weder Respekt noch Bewunderung für diese äußerst unnachvollziehbare Entscheidung.

Selbst die „bösen Menschen„, sprich, die Banditen, bleiben in ihrer Boshaftigkeit farblos. In postapokalyptischen Szenarien sind verrohte, brutalisierte, machtgeile Menschen immer ein wichtiger Bestandteil, der oft bedrohlicher ist als die Zombies selbst. Im ersten Teil existierte dieser Aspekt gar nicht, so daß ich positiv überrascht war, als Recht im zweiten Teil die „Raiders“ und ihre Basis einführte, die immerhin arglose Passanten überfallen und Frauen gefangennehmen und vergewaltigen. Leider wird es nie tiefsinniger oder auch nur emotional ergreifender als genau dieser von mir hingeschriebene Satz.

Und auch die Frauen, später aus der monatelangen Gefangenschaft befreit, gehen locker-flockig wieder zum Tagesgeschäft über bzw. die gesamte, mit einem derartigen Trauma verbundene Problematik, wird überhaupt nicht weiter thematisiert. Auch hier überhaupt kein Vergleich zu zum Beispiel „The Rising“ von Brian Keene, wo alle Traumata, die von Hauptpersonen erlitten werden, entsprechende Würdigung erfahren und zur Dramatik beitragen. Wie das ganze Buch: viel zu oberflächlich und dadurch für den Leser nicht ergreifend.

Die Raiders hätten so Kicking-Ass-EVIL werden können...

Die Raiders hätten so Kicking-Ass-EVIL werden können...

Überhaupt ist Recht ein Experte darin, irgendwelche Themen, Nebenhandlungen und Kleinigkeiten aufs Tablett zu bringen, nur um danach nie wieder ein Wort darüber zu verlieren und den Leser eher ratlos zurückzulassen, der die ganze Zeit über auf die Pointe wartet, oder darauf, daß das Thema in irgendeiner Weise eine Rolle spielt. Oft fragt man sich, ob er ein Thema einfach vergessen hat, denn er scheint sich – wie ich im folgenden zeigen werde – ohnehin keine Notizen oder Referenzlisten oder Konzepte für das Buch zu erstellen.

So ist auch „Thunder and Ashes“, genau wie der Vorgänger, gespickt mit kleinen Absonderlichkeiten und logischen Zweifelsfällen. Sieht man über diese in sehr, sehr wohlmeinender Stimmung hinweg, so ist die Grundstory, wie beide Seiten versuchen, nach Omaha zu gelangen, zumindest ganz spannend und es gibt sogar ein paar kleine Wendungen – auch wenn diese nicht so packend sind, daß sie einen wie ein Schlag in der Magengrube treffen und einem zu einem „Wow“ verleiten würden…

The Ugly

Bislang konnte ich ja über alle Unzulänglichkeiten in der Morningstar-Saga hinwegsehen; ich habe mir trotz des schwachen ersten Bandes noch die Fortsetzung gekauft (in der Hoffnung, der Autor hat in der Zwischenzeit aus der Kritik gelernt, die in der überwältigenden Mehrheit unabhängig voneinander die gleichen Punkte aufzählt wie ich). Und ich werde mir vermutlich auch den dritten Band holen, wenn er irgendwann mal erscheint, und sei es nur, um Euch darüber berichten zu können. Ich opfere mich quasi zum Wohle der Menschheit!

Ich fühlte mich im Großen und Ganzen ja auch noch ganz nett unterhalten (ein ideales Buch für lange Bahnfahrten, auf denen man keine ergreifenden, atemraubenden „Page-Turner“ gebrauchen kann, um nicht unvermittelt an der Haltestelle aus der packendsten Stelle gerissen zu werden) und man kann das Buch eigentlich ganz gut lesen, wenn man seine Erwartungen sehr tief schraubt oder ohnehin Charakterisierungen und fascettenreiche Hauptpersonen blöd findet und mit ballernder Action zufrieden ist.

Was mir allerdings extrem negativ aufgefallen ist und was für mich ein absolutes No-Go ist, muß ich leider unter „The Ugly“ ausführen. Dieses ist in einem von einem Verlag veröffentlichten Roman ein Faux-Pas, denn jeder noch so kleine Verlag sollte zumindest einen Lektor über das Skript schauen lassen. Einen! Und Permuted Press ist gar nicht mal so klein, sondern behauptet von sich selbst auch noch, einer der besten Verlage für Horrorliteratur überhaupt zu sein. Mit meinem „Ugly“ rangiert Thunder and Ashes jedoch noch unter dem Niveau einer im Netz veröffentlichten Fanfiction.

"Nani mo wakarimasen!"

"Nani mo wakarimasen!"

Der Autor hat keinen Überblick über seine eigenen Charaktere – er scheint keine Referenzliste oder ähnliches zu besitzen, wo er die wenigen Informationen, die er überhaupt über die Personen preisgibt, einträgt. So kommt es, daß eine der Personen von Buch 1 zu Buch 2 eine sehr erstaunliche Wandlung durchmacht, die ich mal mit dem biblischen Phänomen des Turmbaus zu Babel vergleichen möchte:

In Band 1 schließt sich Mitsui, ein Japaner, der Gruppe um General Sherman an. Ich darf seine Charakterisierung zitieren: „His English was excellent. As a foreign contractor, he’d picked up several languages through his career.“ Okay, das ist alles, was wir jemals über Mitsui erfahren werden, aber das ist nicht der Punkt.

Als ich mit Band 2 begann, machte mich eine Szene sehr stutzig…

Jack, a civilian contractor (…) was sitting along one side of the bed next to Mitsui, another contractor, trying to get the gist of the conversation across to the slight Japanese man via simple words and hand signs. He managed to communicate Rebecca’s desire to walk if worse came to worst by pointing at her and then walking a pair of fingers across his palm. Mitsui looked at Rebecca and grinned.

Yep, ihr habt richtig gelesen. Was diese Szene andeutet, wird im gesamten Buch weiterhin so praktiziert. Mitsui hat über Nacht seine exzellenten englischen Sprachkenntnisse und Kenntnisse jeder anderen seiner vielen Sprachen schlagartig verloren und wird nur noch ein ewig grinsender und nichts verstehender Überlebender, dem man ständig mit Handzeichen versucht, einfachste Sachverhalte zu schildern.

Das kann doch echt nicht wahr sein, oder? Ich finde, so etwas darf schlicht und einfach nicht passieren; wenn der Autor selbst die Übersicht über die Fähigkeiten seiner Charaktere verliert, ist es die Pflicht eines Lektors, solche Widersprüche, Brüche und Fehler zu beheben, bevor ein Buch in den Druck geht. Wenn Mitsuis babylonisches Schicksal nicht häßlich ist, dann weiß ich auch nicht…

Fazit

Wie auch der Vorgänger, ist „Thunder and Ashes“ ein extrem zweischneidiges Schwert. Das Buch unterhält zwar auf eine oberflächliche Art durch einige ganz reißerische Actionszenen und eine grundsätzlich interessante Geschichte, hat aber viel zu viele Probleme, um ein gutes Buch zu sein – die schwachen Charaktere, die hanebüchenen Kleinigkeiten in Sachen Logik, die fehlenden Beschreibungen, die wiederum fast geruch- und gesichtslosen, blassen, gore-freien Zombies und nicht zuletzt der fette Fehler in Sachen Mitsui drücken doch schwer auf die Bewertung.

Subjektiv-StempelAlles in allem fand ich den zweiten Teil etwas besser als den ersten, aber leider haben sich meine Hoffnungen nicht erfüllt, die ich in dieses Buch gelegt habe – daß Recht in den 2 Jahren Pause in sich geht und ein etwas solideres Handwerk an den Tag legt. Von der Story her ist „Thunder and Ashes“ durchaus lesenswert, handwerklich ist es aber wirklich traurig.

So kann ich leider auch hier keine Empfehlung aussprechen; man kann dieses Buch mal lesen, wenn man unbedingt möchte, aber es gibt sehr viele bessere Zombie-Bücher. Zudem ist das Buch im Paperback erschienen und gar nicht mal so billig (16,99 Euro bei amazon.de oder 10,49 britische Pfund bei amazon.co.uk pro Band), so daß man sich für das Geld lieber ein paar gute Bücher holen sollte.

Vielleicht ein gutes Buch für Berufspendler, die jeden Morgen in überfüllten Straßenbahnen sitzen und keine Zeit und Muße für tiefsinnige Kost haben, sondern lieber den Action-Snack zum Aufwachen suchen, aber wer sich gerade in das Zombie-Genre einlesen möchte oder nach wirklich guten, spannenden postapokalyptischen Szenarien sucht, sollte dieses Buch ganz weit nach hinten auf die Kaufliste setzen… besser auf die Reserve-Liste für den Notfall, wenn alles andere gelesen ist…

Meine BRAINZ deswegen wie beim Vorgänger: 2,5 Brainz = 5/10 Punkten. Es herrscht ein leichter Trend nach oben, aber für 3 Brainz reicht es leider noch nicht.

Sorry, Recht, vielleicht im nächsten Buch?

Bewertung 2.5

Zur Review von Band 1: „Plague of the Dead“

Offizielle Morningstar-Strain-Website des Autors


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